MEHR ALS EIN WOHNHAUS

HEIMSPIEL-Projekt ermöglicht selbstbestimmtes & barrierefreies Wohnen

Betreutes Wohnen

Ein gemeinsames Haus als großer Traum

Selbstbestimmt aus dem Elternhaus ausziehen zu können, ist für viele junge Erwachsene ein großer, aber selbstverständlicher Schritt im Leben. Ein Schritt, der für die KlientInnen des ambulant betreuten Wohnens „MittelPunkt” der Diakonie Dortmund nicht so einfach ist. Sie sind in unterschiedlicher Weise geistig beeinträchtigt und werden von Leiterin Julia Boßmeyer und ihrem Team nach Bedarf unterstützt.

Die MitarbeiterInnen des ambulant betreuten Wohnens besuchen die KlientInnen, die zudem vielfach unter einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung leiden, zu Hause und helfen ihnen dort bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens.

Vor einiger Zeit kamen sechs Elternpaare auf Julia Boßmeyer zu. Die mittlerweile erwachsenen acht Kinder der Familien haben gemeinsam die Christopherus-Schule für Seelenpflegebedürftige besucht und sind seitdem miteinander befreundet. Nun haben die acht Freunde und Freundinnen einen großen Wunsch:

„Wäre doch voll cool, wenn wir mal zusammenwohnen würden.“

Da sie besondere Unterstützung im Alltag benötigen, war es für die Gruppe nicht möglich, gemeinsam ein großes Haus anzumieten. Dank der engagierten Eltern und der Hilfe von „MittelPunkt” wurde der Wunsch der Gruppe jetzt durch eine bedürfnisorientierte Planung Realität. Gemeinsam wurde ein Haus geplant und gebaut, das den Bedürfnissen der erwachsenen Kinder entspricht und das betreute Wohnprojekt möglich macht.

HEIMSPIEL

Planung des Wohnhauses nach besonderen Bedürfnissen

Mittlerweile ist das Gebäude an der Hochofenstraße fertiggestellt und die BewohnerInnen in ihrem neuen Zuhause angekommen. Das Projekt mit dem Namen „Heimspiel“ umfasst acht Appartements, die sich im ersten und zweiten Obergeschoss befinden. Im Erdgeschoss gibt es ein Büro und eine Schlafstelle für die Betreuungskräfte der Diakonie, ein Wohnzimmer zum gemütlichen Beisammensein und eine Küche zum gemeinschaftlichen Kochen.

Das gesamte Gebäude wurde rollstuhlgerecht errichtet und von der AKTION MENSCH finanziell unterstützt. 

Da die acht zukünftigen BewohnerInnen einen ähnlichen Tagesablauf haben, hat die Diakonie zunächst eine Betreuung in drei Schichten geplant. In der Schicht am Morgen führen die MitarbeiterInnen einige Motivationsgespräche oder empfehlen den BewohnerInnen wettergerechte Kleidung. Nachmittags ab 15.30 Uhr setzt sich die ambulante Betreuung fort, die dann von Nachtbereitschaft um 22 Uhr abgelöst wird.

 „Wichtig ist, dass es eine selbstbestimmte Wohngemeinschaft ist“, betont Boßmeyer.

So könne sie ihre KlientInnen zwar darauf hinweisen, dass ein Arbeitstag nach einer durchfeierten Nacht beschwerlich sein kann, aber niemandem verbieten, unter der Woche um fünf Uhr morgens nach Hause zu kommen.

HEIMSPIEL

Die Struktur der Appartements ist auf Selbstbestimmung ausgelegt.

Jeder Bewohnerin und jedem Bewohner stehen etwa 50 Quadratmeter rollstuhlgerechter Wohnraum zur Verfügung, der ein eigenes Badezimmer beinhaltet. So haben alle die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, wenn sie keine Lust auf Gemeinschaft haben. Laut Bundesteilhabegesetz sollen Menschen mit wesentlichen Behinderungen ab dem Jahr 2020 freier entscheiden können, wo sie leben wollen und von wem sie Leistungen in Anspruch nehmen. 

 

WOHNPROJEKT HEIMSPIEL

KEY FACTS

  • Bauleiter: Stefan Jockheck
  • Architekt: HUSMANN Architekten  
  • Baubeginn: Juli 2019
  • Baufertigstellung: Mai 2020
  • Wohnfläche: ca. 400 m² auf drei Etagen